Aus der Speziellen Relativitätstheorie
 
 

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden die Sprachform des generischen Maskulinums verwendet. Es wird an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die ausschließliche Verwendung der männlichen Form geschlechtsunabhängig verstanden werden soll.

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(Quelle: https://pixabay.com/de/photos/albert-einstein-porträt-1144965/,
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:
Albert_Einstein_signature_1934.svg, 29.08.2020)

"Wenn man etwas
nicht einfach erklären kann,
hat man es nicht verstanden."

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1.   Die Newtonsche Mechanik
2.   Das Relativitätsprinzip der klassischen Mechanik - Inertialsysteme
3.   Die Lichtäther-Hypothese
4.   Das Michelson-Morley-Experiment
5.   Die Postulate Albert Einsteins
6.   Die Zeitdilatation (Zeitdehnung)
7.   Nachweis der Zeitdilatation
8.   Die Längenkontraktion (Lorentz-Kontraktion)
9.   Wie wir relativistisch bewegte Objekte sehen
10.   Die Relativität der Gleichzeitigkeit
11.   Scheinbare Überlichtgeschwindigkeit
12.   Die Galilei-Transformationen der klassischen Mechanik
13.   Die Lorentz-Transformationen
14.   Folgerungen aus den Lorentz-Transformationen
15.   Die dynamische Masse
16.   Masse - Energie - Impuls
17.   Minkowski-Diagramme
18.   Paradoxa

1. Die Newtonsche Mechanik

Ende des 19. Jahrhunderts waren viele Physiker davon überzeugt, dass alle wesentlichen Gesetze der Physik bereits entdeckt sind und nur noch Details ausgearbeitet werden müssen. Mit Hilfe der Newtonschen Mechanik und der Maxwellschen Feldtheorie konnte man die damals bekannten Erscheinungen in der Physik erklären.

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Sir Isaac Newton (1642 – 1727)
(Quelle: "Sir Isaac Newton" by aldoaldoz is licensed under CC BY-NC-SA 2.0, https://search.creativecommons.org/photos/dccf4c2a-b8b5-49f6-93d7-e084c7ade50d, 28.08.2020)
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(Quelle "Principia Philosophiae Naturalis Principia Mathematica, Title page" by CRC, University of Edinburgh is licensed under CC BY-NC-SA 2.0, https://search.creativecommons.org/photos/7a0332da-0e10-403c-a7ea-4088456da2a3, 28.08.2020)

In seinem Hauptwerk "Philosophiae naturalis principia mathematica" geht der englische Naturforscher Sir Isaac Newton von einem absoluten Raum und einer absoluten Zeit aus. Beide existieren objektiv. Raum und Zeit werden vom physikalischen Geschehen nicht beeinflusst. Die Länge von Strecken und die Zeitdauer von Abläufen hängen damit nicht vom Bezugssystem des Beobachters ab.

  "... der absolute Raum, seiner Natur nach ohne Beziehung zu etwas Äußerem, bleibt immer gleich und unbeweglich ... die absolute, wahre und mathematische Zeit, in sich und ihrer Natur nach ohne Beziehung zu irgendetwas Äußerem, fließt gleichmäßig dahin ..."  

Newton hat auf dieser Basis seine drei Grundgesetze der Mechanik aufgestellt.

1. Das Trägheitsgesetz

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Ein Körper verharrt im Zustand der Ruhe oder der gleichförmigen Bewegung auf gerader Bahn, solange keine Kraft auf ihn einwirkt.

2. Das Dynamische Grundgesetz

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Zur Beschleunigung a eines Körpers ist eine Kraft F nötig. Diese ist proportional zur Masse m des Körpers und zur Beschleunigung a.

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3. Das Wechselwirkungsgesetz

Kräfte treten immer paarweise auf. Sie sind gleich groß, aber entgegengesetzt gerichtet. Treten zwei Körper in Wechselwirkung, so üben sie aufeinander gleich große, entgegengesetzt gerichtete Kräfte aus.

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Für das obige Beispiel eines elastischen Stoßes bedeutet das

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d.h. die beiden Körper erfahren gegengleiche Änderungen ihres Impulses.

2. Das Relativitätsprinzip der klassischen Mechanik - Inertialsysteme

Wir betrachten zwei Bezugssysteme A und B.

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(Quelle: Icons erstellt von surang, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/abstand-halten_2834333, 01.09.2020)
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Im System A befindet sich ein Ball, der relativ zum Beobachter im System A in Ruhe ist. Für diesen Beobachter gilt das Trägheitsgesetz: Der Ball bleibt in Ruhe, solange keine Kraft auf ihn einwirkt. Das System B bewegt sich mit konstanter Geschwindigkeit am System A vorbei. Aus der Sicht des Beobachters im System B ist und bleibt der Ball in gleichförmiger Bewegung, solange keine Kraft auf ihn einwirkt. Auch hier gilt das Trägheitsgesetz.

A und B bilden zwei gleichwertige Bezugssysteme, die sich relativ zueinander mit einer konstanten Geschwindigkeit bewegen. In beiden gilt das Trägheitsgesetz (so wie alle anderen Gesetze der klassischen Mechanik).

Newton formulierte das Relativitätsprinzip der klassischen Mechanik so:

  "Die Bewegungen von Körpern in einem gegebenen Raum sind untereinander die gleichen, ob sich der Raum in Ruhe befindet oder ob er sich konstant auf einer geraden Linie bewegt."  

Bezugssysteme, in denen das Trägheitsgesetz gilt, haben in der Physik eine besondere Bedeutung. Man nennt sie Inertialsysteme (inertia (lat.) - Trägheit, Beharrungsvermögen, Ungeschicklichkeit). Alle Systeme, die relativ zu einem Inertialsystem in Ruhe oder in gleichförmiger Bewegung sind, sind wieder Inertialsysteme.

Bewegt sich der Beobachter beschleunigt, so ist sein Bezugssystem im Allgemeinen kein Inertialsystem. So ist z.B. ein rotierendes Bezugssystem kein Inertialsystem mehr. In der folgenden Animation (Ausschnitt aus einem Video) läuft eine Kugel entlang einer Rinne auf eine rotierende Scheibe. Bewegt sich die Kugel nach Verlassen der Rinne aus der Sicht des "Labors" gleichförmig geradlinig, so verläuft ihre Bewegung aus der Sicht einer mitrotierenden Kamera ohne erkennbare Kraft krummlinig d.h. beschleunigt. Das Trägheitsgesetz gilt hier also nicht mehr.

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(Quelle: Jodl, Hans-Jörg, IWF (Göttingen), Coriolis- und Zentrifugalkraft im rotierenden Bezugssystem, https://doi.org/10.3203/IWF/C-13095, https://av.tib.eu/media/10796, 01.09.2020)
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(Quelle: Icon von Icons8, https://icons8.de/icons/set/globus, 21.09.2020)
Bild Streng genommen ist auch die Erde aufgrund ihrer Eigenrotation und ihrer gekrümmten Bahnbewegung um die Sonne kein Inertialsystem. Und auch die Sonne bewegt sich mit ihren Planeten entlang einer gekrümmten Linie um das Zentrum der Milchstraße. Für viele kurz andauernde Betrachtungen sind diese Abweichungen von einer geradlinigen Bahn allerdings vernachlässigbar. Das beste Inertialsystem, von dem wir ausgehen können, ist der Fixsternhimmel.  

3. Die Lichtäther-Hypothese

Beugung, Interferenz und Polarisation von Licht zeigen, dass die Ausbreitung von Licht ein Wellenvorgang ist. Die grundlegenden Vorstellungen dazu entwickelte der Holländer Christiaan Huygens.

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(Quelle: "File:Diffraction Pattern White LED Light.jpg" by Laurie is licensed under CC BY 4.0, https://search.creativecommons.org/photos/72a3ca9b-9ee4-4ba2-aa0f-4c271d25a85d, 02.09.2020)
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Christiaan Huygens (1629 – 1695)
(Quelle: "Christiaan Huygens by Caspar Netscher 1671, oil painting, Museum Boerhaave, Leiden" by koopmanrob is licensed under CC BY-SA 2.0, https://search.creativecommons.org/photos/717d6b04-9294-4bcf-b388-9c2f121a80a9, 02.09.2020)

Die Ausbreitung einer Welle ohne entsprechendes Medium war im mechanistischen Weltbild Ende des 19. Jahrhunderts nicht vorstellbar. Das Ausbreitungsmedium für Licht sollte nach den damaligen Vorstellungen der "Äther" sein. Der Äther sollte alles durchdringen, das Innere der Atome ebenso wie den Raum zwischen den Galaxien. Die Vorstellung vom Äther ermöglichte es, die Vorgänge der Optik mechanistisch zu deuten.
In der Ätherhypothese ist der gesamte Raum vom Äther erfüllt. Der Äther bildet das ruhende Bezugssystem des Universums, also ein ausgezeichnetes Bezugssystem. Von jedem Objekt lässt sich eindeutig angeben, ob es bezüglich des Äthers in Ruhe oder in Bewegung ist. Im Äther breitet sich Licht in alle Richtungen mit gleich großer Geschwindigkeit (der Lichtgeschwindigkeit) aus.
Dabei ergaben sich allerdings auch Probleme. Man musste dem Äther einander widersprechende Eigenschaften zugestehen. Nur Festkörper sind in der Lage, Scherkräfte (Transversalkräfte) zu übertragen. Mechanische Transversalwellen können sich somit nur in Festkörpern ausbreiten. Auch besteht ein Zusammenhang zwischen der Dichte des Ausbreitungsmediums und der Ausbreitungsgeschwindigkeit einer Welle. Da die Lichtgeschwindigkeit sehr groß ist, müsste der Äther eine sehr große Dichte haben. Andererseits sollte der Äther eine extrem kleine Dichte haben, da er sonst die Bewegung der Planeten merklich bremsen würde.

4. Das Michelson-Morley-Experiment

Das Ziel dieses Experiments war es, die Bewegung der Erde durch den Äther und damit gleichzeitig die Existenz des Äthers nachzuweisen. Im Ruhsystem des Äthers breitet sich Licht in alle Richtungen mit gleich großer Geschwindigkeit c aus. Die Erde bewegt sich mit der Geschwindigkeit v durch den Äther. Misst man auf ihr die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichts, so muss sich eine Richtungsabhängigkeit ergeben. In Bewegungsrichtung der Erde müsste sich der kleinste, in entgegengesetzter Richtung der größte Wert ergeben.

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(Quelle: Icons erstellt von Freepik, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/planet-erde_921490, 03.09.2020)
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Die Geschwindigkeit der Erde ist im Vergleich zur Lichtgeschwindigkeit allerdings sehr klein. Um die daraus resultierenden kleinen Laufzeitunterschiede eines Lichtstrahles messen zu können, ist höchste Präzision erforderlich. Der Amerikaner Albert Abraham Michelson baute dazu ein Interferometer und führte 1881 in Potsdam und zusammen mit Edward Williams Morley 1887 mit einer verbesserten Anlage in Ohio entsprechende Messungen durch.

Bild On the Relative Motion of the Earth and the Luminiferous Ether
(Quelle: The American Journal of Science, Vol. XXXIV, No. 203, November 1887,
https://history.aip.org/exhibits/gap/PDF/michelson.pdf, 22.10.2020)
 

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Albert Abraham Michelson (1852 – 1931, NP 1907)
(Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Albert_Abraham_Michelson.JPG, 03.09.2020)
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Edward Williams Morley (1838 – 1923)
(Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Edward_Williams_Morley2.jpg, 03.09.2020)

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(Quelle: Icons erstellt von Good Ware, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/die-gluhbirne_702797, 04.09.2020)

Bewegt sich die Erde mit der Geschwindigkeit v durch den Äther, so sollten sich für die Lichtwege 1236 und 1456 unterschiedliche Laufzeiten und damit ein Interferenzmuster ergeben.

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(Quelle: Icons erstellt von Good Ware, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/die-gluhbirne_702797, 04.09.2020)
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(Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=87pPoGuLSuw, 01.09.2020)
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Laufzeit 23 Laufzeit 45
   
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Wegen  
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folgt für v < c  
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Die Messungen von Michelson und Morley konnten keine Relativbewegung zwischen Erde und Äther nachweisen. Auch bei späteren Experimenten konnte kein Laufzeitunterschied zwischen den beiden, sich in unterschiedlicher Richtung ausbreitenden Lichtstrahlen festgestellt werden.

Das wurde erwartet ...

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(Quelle: Icons erstellt von Good Ware, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/die-gluhbirne_702797, 04.09.2020)
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Das wurde gemessen ...

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(Quelle: Icons erstellt von Good Ware, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/die-gluhbirne_702797, 04.09.2020)
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5. Die Postulate Albert Einsteins

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(Quelle: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.1002/andp.19053221004, 07.09.2020)
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Albert Einstein (1879 – 1955, NP 1921)
(Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Einstein_patentoffice.jpg, 07.09.2020)

Bild Albert Einstein - Zur Elektrodynamik bewegter Körper
(Annalen der Physik, Band 17, Folge 4, Seite 891 – 921, 1905)
(Quelle: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.1002/andp.19053221004, 07.09.2020)
 

Ausgehend von den erfolglosen Versuchen, die Existenz des Äthers nachzuweisen, stellte Einstein zwei Postulate auf, die die Grundlage der Speziellen Relativitätstheorie darstellen.

  "Die misslungenen Versuche, eine Bewegung der Erde relativ zum "Lichtmedium" zu konstatieren, führen zu der Vermutung, dass dem Begriff der absoluten Ruhe nicht nur in der Mechanik, sondern auch in der Elektrodynamik keine Eigenschaften der Erscheinungen entsprechen ... Wir wollen diese Vermutung zur Voraussetzung erheben."  

1. Das Relativitätsprinzip

Es gibt kein ausgezeichnetes Inertialsystem, sondern alle Inertialsysteme sind gleichwertig. Physikalische Vorgänge laufen in ihnen in der gleichen Weise ab, die physikalischen Gesetze haben in allen Inertialsystemen die gleiche Form.

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(Quelle: Icons erstellt von surang, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/abstand-halten_2834333, Icons erstellt von Freepik, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/flugzeug_2736761, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/apfel_123431, Icons erstellt von Vectors Market, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/baum_740934, 25.09.2020)
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2. Das Prinzip der Konstanz (Invarianz) der Vakuum-Lichtgeschwindigkeit

Die Vakuum-Lichtgeschwindigkeit ist konstant. Sie hat für alle Beobachter den gleichen Wert, unabhängig davon, ob sich die Lichtquelle oder der Beobachter (oder beide) bewegen.

cvak = 299 792 458 m/s ≈ 300 000 km/s

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(Quelle: Icons erstellt von surang, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/abstand-halten_2834333, Icons erstellt von Freepik, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/flugzeug_2736761, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/sonne_869767, 25.09.2020)
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Aus diesen Postulaten ergeben sich Konsequenzen für die Messung von Raum und Zeit. Raum und Zeit sind in der Speziellen Relativitätstheorie keine absoluten Größen, sondern hängen vom Bewegungszustand des Beobachters ab.

6. Die Zeitdilatation (Zeitdehnung)

Da nach den Postulaten der Speziellen Relativitätstheorie die Lichtgeschwindigkeit die einzige vom Bewegungszustand des Systems unabhängige Größe ist, müssen wir alle Messungen auf die Ausbreitung des Lichts zurückführen.

Die Idee der Lichtuhr

Die Zeiten in einem bewegten Bezugssystem und einem ruhenden Bezugssystem sollen mit Hilfe einer sogenannten "Lichtuhr" genauer betrachtet werden.

Bild Bild Vom Boden einer Art Standzylinder geht ein Lichtsignal aus. Dieses läuft gleichförmig zum oberen Ende des Zylinders, wo sich ein Spiegel befindet. Das Lichtsignal wird reflektiert und trifft wieder am Boden auf, wo es einen Zähler weiterzählt. Ist der Standzylinder der Lichtuhr z.B. 15 cm hoch, so wird der Zähler jeweils nach 1 ns erhöht.  

Nun befindet sich die Lichtuhr in einem Zug, der mit großer, gleichbleibender Geschwindigkeit von links nach rechts fährt.

Vom bewegten Beobachter aus gesehen ...

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(Quelle: Icons erstellt von surang, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/abstand-halten_2834333, 07.09.2020)
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(Quelle: Icons erstellt von surang, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/abstand-halten_2834333, 07.09.2020)
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Für den bewegten Beobachter, der im selben Bezugssystem wie die Lichtuhr ist, ist die Sache einfach: Für ihn läuft der Lichtstrahl immer senkrecht auf und ab. Ob der Zug steht oder mit konstanter Geschwindigkeit fährt, macht für ihn in seinem Inertialsystem keinen Unterschied. Der Lichtstrahl bleibt immer "vor seiner Nase" und macht eine Bewegung zuerst aufwärts und dann abwärts. (Man versuche mit den Augen des bewegten Beobachters zu sehen.)

Vom ruhenden Beobachter aus gesehen ...

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(Quelle: Icons erstellt von surang, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/abstand-halten_2834333, 07.09.2020)
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Der auf dem Bahnsteig stehende, ruhende Beobachter sieht etwas anderes, wenn der Zug mit der Lichtuhr mit konstanter Geschwindigkeit an ihm vorbeifährt und er die Position des Lichtpunkts mit den Augen verfolgt. Für ihn durchläuft der Lichtstrahl die rot eingezeichnete Bahn. Weil sich hier zwei gleichförmige Bewegungen überlagern, ist die Bahn dreieckförmig.

Klassisches Modell (gleiche Zeitintervalle - unterschiedliche Lichtgeschwindigkeiten)

Bild Da der Zugwagen am ruhenden Beobachter mit konstanter Geschwindigkeit vorbeifährt, sieht er den Lichtstrahl nicht senkrecht, sondern schräg nach oben laufen. Der Lichtstrahl muss also aus seiner Sicht eine längere Strecke zurücklegen. Nach der Vorstellung der klassischen Physik mit einer absoluten Zeit wird zur Geschwindigkeit des Lichts die Geschwindigkeit des Zugwagens vektoriell addiert. Der ruhende Beobachter würde für den Lichtstrahl im Zugwagen eine größere Geschwindigkeit feststellen als der Beobachter im Zugwagen. Dies ist aber nach den Einsteinschen Postulaten nicht möglich.  

Relativistisches Modell (verschiedene Zeitintervalle - gleiche Lichtgeschwindigkeit)

Bild Da die zurückgelegten Strecken aus der Sicht der beiden Inertialsysteme verschieden lang sind, die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichts aber die gleiche ist, muss offensichtlich in beiden Systemen unterschiedlich viel Zeit vergangen sein.  

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Vom ruhenden Beobachter aus gesehen vergeht auf der bewegten Uhr weniger Zeit. Sie zeigt ein kleineres Zeitintervall an verglichen mit der Uhr des ruhenden Beobachters.

Wir sagen: "Bewegte Uhren gehen langsamer, die Zeit wird gedehnt."

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In der folgenden Animation gilt wegen v = 0.6 c

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und damit

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Wegen der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit sind die rot bzw. grün gezeichneten Strecken in der linken Abbildung gleich lang.

 

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"Zeitdehnung"

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Nun kann jeder in einem Inertialsystem ablaufende Vorgang im weitesten Sinn als Uhr angesehen werden. Wir können daher sagen:

  "Mit relativistischer Zeitdilatation bezeichnen wir jene Tatsache, dass ein Beobachter für einen Vorgang, der an einem relativ zu ihm bewegten Ort stattfindet, ein größeres Zeitintervall misst als ein Beobachter, der relativ zum Ort des Vorgangs ruht. Von allen relativ zueinander bewegten Beobachtern misst also derjenige für einen Vorgang das kleinste Zeitintervall, der relativ zum Ort des Vorgangs ruht (Eigenzeit)."  

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(Quelle: Icons erstellt von surang, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/abstand-halten_2834333, Icons erstellt von srip, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/uhr_2344312, 11.09.2020)

Das Phänomen der Zeitdilatation ist wegen des Relativitätsprinzips ein "gegenseitiger" Effekt und zeichnet keines der Bezugssysteme vor den anderen aus. Würde der Beobachter im Zug feststellen, dass die Uhr am Bahnsteig schneller geht, so wäre das System "Bahnsteig" dadurch ausgezeichnet, dass in ihm die Uhr "absolut" (also für jeden Beobachter) schneller geht.

7. Nachweis der Zeitdilatation

Die Größenordnung der Zeitdilatation

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Der Lorentz-Faktor k ist ein Maß für die Größenordnung der Zeitdilatation. Die Gesetze der Relativitätstheorie gelten auch bei niedrigen Geschwindigkeiten. Allerdings zeigt der graphische Verlauf des Lorentz-Faktors, dass die Zeitdilatation (wie auch die übrigen relativistischen Effekte) erst nahe der Lichtgeschwindigkeit groß wird.

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(Quelle: "Marc Devis - 1965 Lola Chevrolet T70 Spyder 'Pussy Cat' at the 2016 Goodwood Revival (Photo 2)" by Dave Adams Automotive Images is licensed under CC BY-NC-SA 2.0, https://search.creativecommons.org/photos/7008b570-c9ad-4a33-bd2b-63ecaf81c88d, 12.09.2020)
Ein Auto mit einer Geschwindigkeit von 30 m/s (108 km/h) hat nur ein Zehnmillionstel der Lichtgeschwindigkeit. Es muss ungefähr 6,3 Mio. Jahre ununterbrochen fahren, damit ein Zeitunterschied von 1 s entsteht.  
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(Quelle: "Hamburg Airport: Austrian Airlines (OS / AUA) | Airbus A321-111 A321 | OE-LBC | MSN 0581" by kevin.hackert is licensed under CC BY-NC 2.0, https://search.creativecommons.org/photos/74cb0d9d-a0ec-44e4-9552-b5b56d852fb7, 12.09.2020)
Ein Flugzeug mit einer Geschwindigkeit von 300 m/s (1080 km/h) hat ein Millionstel der Lichtgeschwindigkeit. Es muss ungefähr 63000 Jahre ununterbrochen fliegen, damit ein Zeitunterschied von 1 s entsteht.  
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(Quelle: NASA Ames Research Center, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pioneer_10_Construction.jpg, http://solarsystem.nasa.gov/multimedia/display.cfm?IM_ID=1586, 12.09.2020)
Die schnellsten von Menschen gebauten Flugkörper sind interplanetare Sonden. Sie nützen zum Teil die Gravitationswirkung der Planeten zur Beschleunigung aus und erreichen so bis zu 30 km/s. Das ist ein Zehntausendstel der Lichtgeschwindigkeit. Sie müssen ungefähr 6,3 Jahre fliegen, damit ein Zeitunterschied von 1 s entsteht.  

Möchte man die Zeitdilatation also experimentell nachweisen, so benötigt man Uhren mit extrem hoher Messgenauigkeit, oder man findet "Uhren", die sich mit fast Lichtgeschwindigkeit bewegen. Beides ist möglich.

Das Experiment von Hafele und Keating

Das erste und wohl berühmteste Experiment zur direkten Messung der Zeitdilatation wurde im Herbst 1971 von Joseph Hafele von der Washington University (St. Louis, Missouri) und Richard Keating vom U.S. Naval Observatory (Washington D.C.) durchgeführt. Die beiden Forscher transportierten vier Cäsium-Atomuhren in Linienflügen einmal in westliche Richtung und einmal in östliche Richtung um die Erde und zeichneten dabei den Zeitverlauf auf. Nach einem 15 stündigen Flug wurden die Uhren mit jenen verglichen, die auf der Erde zurückgeblieben waren. Allerdings waren hier neben dem Geschwindigkeitseinfluss auch die Einflüsse der Gravitation (Allgemeine Relativitätstheorie) zu berücksichtigen.

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Joseph Hafele (links) und Richard Keating
(Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/einstein-auf-dem-pruefstand-9-wenn-atomuhren-in-die-luft.676.de.html?dram:article_id=326702, 11.09.2020)
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Eine der beim Experiment verwendeten Atomuhren, Typ HP 5061A
(Quelle: Binarysequence, Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:HP_5061A_Cesium_Beam_Frequency_Standard.JPG, 12.09.2020)

Die folgende Tabelle zeigt die vorhergesagten (berechneten) und die tatsächlich gemessenen Werte.

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(Quelle: Icons erstellt von Freepik, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/flugzeug_2736761, 12.09.2020)
Bild Die Animation simuliert das Haferle-Keating-Experiment. Zunächst gehen beide Uhren gleich schnell. Nach dem Start geht die Uhr im Flugzeug (roter Zeiger) langsamer als die auf der Erde verbliebene (grüner Zeiger). Nach der Landung gehen beide Uhren wieder gleich schnell, jedoch bleibt der Gangunterschied erhalten.  

Heute müssen diese relativistischen Effekte beispielsweise in den Berechnungen des GPS berücksichtigt werden.

Die Messung der Zeitdilatation mit Pionen (π+-Mesonen)

Pionen sind instabile Elementarteilchen. Man findet sie in der Höhenstrahlung, aber auch künstlich erzeugt in Teilchenbeschleunigern. Die Halbwertszeit ruhender Pionen beträgt 18 ns. Nach dieser Zeit ist nur mehr die Hälfte der ursprünglichen Pionen vorhanden. Die andere Hälfte ist in Myonen und Neutrinos zerfallen. Die Pionen erhalten dabei fast Lichtgeschwindigkeit. Bei diesen Pionen ist eine Verlängerung ihrer Halbwertszeit festzustellen, da im System der (bewegten) Pionen die Zeit langsamer vergeht.

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Beispiel: v = 0.99 c

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In einer Halbwertszeit zurückgelegte Strecke ...

... ohne Zeitdilatation:

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... mit Zeitdilatation:

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(Diese Strecke entspricht dem gemessenen Wert)

8. Die Längenkontraktion (Lorentz-Kontraktion)

Auch die Länge von Strecken hängt von der Relativbewegung der zu messenden Strecke bezüglich des Beobachters ab.

Strecken in Bewegungsrichtung

Welche Strecke legt ein schneller "Zug" innerhalb einer Lichtsekunde zurück bzw. "wie lange ist der Bahnsteig"?

Zur Messung der zurückgelegten Strecke benutzen wir die Lichtuhr im Zug, so wie wir sie von den jeweiligen Bezugssystemen aus sehen.

Vom System "Bahnsteig" aus betrachtet ...

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(Quelle: Icons erstellt von surang, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/abstand-halten_2834333, 07.09.2020)
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Vom System "Bahnsteig" aus betrachtet ist der Bahnsteig in Ruhe. Der Zug bewegt sich mit der Geschwindigkeit v nach rechts, ebenso die Lichtuhr im Zug. Die Zeit, bis der Lichtpunkt wieder am unteren Rand ankommt, ist ΔtR. Die vom Zug zurückgelegte Strecke (Länge des Bahnsteigs) ist ΔsR = v · ΔtR.

Vom System "Zug" aus betrachtet ...

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(Quelle: Icons erstellt von surang, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/abstand-halten_2834333, 07.09.2020)
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Vom System "Zug" aus betrachtet ist der Zug in Ruhe und in ihm auch die Lichtuhr. Der Bahnsteig bewegt sich mit der Geschwindigkeit v nach links. Die Zeit, bis der Lichtpunkt wieder am unteren Rand ankommt, ist ΔtB. Die vom Bahnsteig zurückgelegte Strecke (Länge des Bahnsteigs) ist ΔsB = v · ΔtB.

Die Geschwindigkeit v, mit der sich die beiden Bezugssysteme relativ zueinander bewegen, ist für beide Systeme vom Betrag her gleich. Da die Zeit ΔtR größer als ΔtB ist, ist auch die Strecke ΔsR größer als die Strecke ΔsB. Dabei gilt für den Zusammenhang zwischen ΔtR und ΔtB:

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Für die Längen gilt also

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Bewegte Maßstäbe (Längen) werden in Bewegungsrichtung verkürzt gemessen. Man spricht von Längenkontraktion.

Wir sagen: "Bewegte Maßstäbe schrumpfen."

oder korrekt formuliert

  "Mit relativistischer Längenkontraktion bezeichnen wir jene Tatsache, dass für einen Beobachter die Länge eines relativ zu ihm bewegten Maßstabs in der Bewegungsrichtung kleiner ist als für einen Beobachter, in dessen System der Maßstab ruht. Von allen relativ zueinander bewegten Beobachtern misst also derjenige für einen in der Bewegungsrichtung liegenden Maßstab die größte Länge, der relativ zum Maßstab ruht (Eigenlänge)."  

Bild Bewegt sich der Zug z.B. mit v = 0.6 c, so gilt ΔsB = 0.8 · ΔsR. Wenn wir vom Bahnsteig aus gesehen feststellen, der "Zug" ist ΔsR = 100 m weit nach rechts gefahren, dann sagt der Beobachter im Zug, der Bahnsteig hat sich um ΔsB = 80 m nach links bewegt.  

Ein "Planetensystem" ...

Ein "Planetensystem" bestehe aus einem Planeten und vier Raumstationen, die den Planeten im gleichen Abstand umkreisen. Zu einem bestimmten Zeitpunkt wird vom Planeten zu jeder Station ein Lichtsignal gesendet und dort reflektiert. Ein Beobachter befindet sich auf dem Planeten, ein zweiter in einem mit konstanter Geschwindigkeit vorbeifliegenden Raumschiff.
Für den Beobachter auf dem Planeten treffen die vier reflektierten Lichtsignale zum gleichen Zeitpunkt auf dem Planeten ein.

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(Quelle: Icons erstellt von monkik, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/space-shuttle_1086134, 16.09.2020)
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Für den Beobachter im Raumschiff ist das Raumschiff in Ruhe und das "Planetensystem" bewegt sich mit konstanter Geschwindigkeit an ihm vorbei. Für ihn geraten die reflektierten Lichtsignale jedoch "außer Takt" und treffen nicht mehr zum gleichen Zeitpunkt auf dem Planeten ein.

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(Quelle: Icons erstellt von monkik, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/space-shuttle_1086134, 16.09.2020)
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Nun kann jedoch die Art des Eintreffens der Signale nicht vom Bezugsystem des Beobachters abhängen. Schließlich betrachten beide das gleiche Ereignis. Hier kann auch nicht mit der Relativität der Gleichzeitigkeit argumentiert werden, da man sich in diesem Gedankenexperiment den Planeten auch als Punkt vorstellen kann und Raum-Zeit-Koinzidenzen nicht vom Inertialsystem abhängen (vgl. Abschnitt 10). Betrachtet man die Wege, die die Lichtsignale zurücklegen, erkennt man, dass die horizontal laufenden Signale eine größere Strecke zurücklegen müssen als die vertikal laufenden.

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Für eine größere Strecke benötigt das Licht jedoch auch mehr Zeit. Gleiche Laufzeiten ergeben sich nur dann, wenn der Raum in Bewegungsrichtung verkürzt wird.

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(Quelle: Icons erstellt von monkik, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/space-shuttle_1086134, 16.09.2020)
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Strecken quer zur Bewegungsrichtung

Strecken quer zur Bewegungsrichtung werden nicht verkürzt. Wäre dies so, dann würde für einen Beobachter in einem "Zug", der auf einen Tunnel zurast, das Tunnelportal zu einem engen Nadelöhr schrumpfen, durch das der Zug niemals passen würde. Ein ruhender Beobachter am Tunneleingang würde dagegen einen auf "Spielzeuggröße" geschrumpften Zug sehen und hätte keinen Zweifel, dass der "locker durch die Tunnelröhre passt". Es darf natürlich nicht vom Beobachter abhängen, ob der Zug durch den Tunnel kommt oder nicht.

Myonen in der kosmischen Höhenstrahlung

Myonen sind ein Hauptbestandteil der sekundären kosmischen Strahlung. Diese entsteht durch Reaktionen der eigentlichen kosmischen Strahlung (vor allem aus dem Weltall kommenden Protonen) mit Atomkernen der oberen Atmosphäre in etwa 20 km Höhe. Myonen sind instabile Teilchen mit einer Halbwertszeit von ca. 2 µs und könnten nach den Gesetzen der klassischen Physik kaum die Erdoberfläche erreichen. Dennoch registriert man hier einen beträchtlichen Myonenstrom.

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(Quelle: Icons erstellt von Vectors Market, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/globus_744480, 17.09.2020)

Ein Beobachter auf der Erde erklärt dies damit, dass für die schnell bewegten Myonen die Zeit langsamer vergeht als für ihn selbst (Zeitdilatation).

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In einer Halbwertszeit zurückgelegte Strecke ...

... ohne Zeitdilatation

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... mit Zeitdilatation

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Bild
(Quelle: Icons erstellt von Vectors Market, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/globus_744480, 17.09.2020)

Für die Myonen selbst vergeht in ihrem System die Zeit "normal". Die Erdoberfläche kommt ihnen entgegen. Aufgrund der Lorentz-Kontraktion ist die Entfernung bis zur Erde jedoch "geschrumpft". Die Myonen können in ihrer "normalen" Halbwertszeit die Erdoberfläche erreichen.

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9. Wie wir relativistisch bewegte Objekte sehen

Früher nahm man an, dass sich schnell bewegte Objekte nur in Bewegungsrichtung verkürzen (Lorentz-Kontraktion). So sollte ein Würfel als Quader und eine Kugel als Ellipsoid erscheinen.

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(Quelle: Icons erstellt von monkik, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/radfahrer_1996882, 17.09.2020)

Das Bild, das in unserem Auge entsteht, wird jedoch durch jene Lichtstrahlen gebildet, die gleichzeitig im Auge eintreffen. Diese Lichtstrahlen werden bei einem ausgedehnten Objekt jedoch von den einzelnen Punkten wegen der unterschiedlichen Laufzeit des Lichts nicht gleichzeitig ausgesendet. Bei einem relativ zum Beobachter ruhenden Objekt ergibt sich kein Effekt. Bewegt sich jedoch ein Objekt mit großer Geschwindigkeit relativ zum Beobachter, so erscheint es stark verzerrt, gekippt, gestreckt und verdreht. Die Tatsache der Nicht-Beobachtbarkeit der Lorentz-Kontraktion ist als Penrose-Terrell-Effekt bekannt
Das "Sehen" ist somit streng von der Messung der Länge einer Strecke zu unterscheiden, wo Anfangs- und Endpunkt gleichzeitig bestimmt werden müssen.

Die folgenden vier Animationen zeigen einen mit großer Geschwindigkeit bewegten Maßstab und das Bild, das eine Kamera von diesem Maßstab festhält.

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(Quelle: Icons erstellt von Smashicons, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/foto_2490093, 17.09.2020)
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(Quelle: Icons erstellt von Smashicons, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/foto_2490093, 17.09.2020)
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(Quelle: Icons erstellt von Smashicons, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/foto_2490093, 17.09.2020)
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(Quelle: Icons erstellt von Smashicons, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/foto_2490093, 17.09.2020)
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Wie man die Rückseite eines schnell bewegten Würfels zu Gesicht bekommt ...

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(Quelle: Icons erstellt von Smashicons, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/foto_2490093, 17.09.2020)
Bild Die Geschwindigkeit des Photons besitzt eine horizontale und eine vertikale Komponente. Wenn die horizontale Komponente der Lichtgeschwindigkeit von der Geschwindigkeit v des Würfels übertroffen wird, kann das Photon "entkommen". Der Würfel in der Animation bewegt sich mit 90 % der Lichtgeschwindigkeit und ist daher in Bewegungsrichtung auf 43,6 % seiner Ruhlänge kontrahiert.  

Die folgende Animation zeigt die Bildentstehung bei einem vorbeifliegenden Würfel. Der Würfel wird dabei als durchsichtig angenommen.

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(Quelle: Icons erstellt von Smashicons, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/foto_2490093, 17.09.2020)
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In der folgenden Abbildung sind einige Würfel in einer Reihe aufgestellt (unten). Eine zweite Reihe Würfel bewegt sich mit 90 % der Lichtgeschwindigkeit über die ruhenden Würfel hinweg (oben, Bewegung von links nach rechts). Alle Würfel, ruhende und bewegte, sind genau gleich ausgerichtet: Die Seite mit der "3" ist in Flugrichtung vorne, die Seite mit der "4" hinten. Dass man von den bewegten Würfeln die Rückseiten mit der "4" sehen kann, ist eine Folge davon, dass sich Licht mit einer endlichen Geschwindigkeit ausbreitet.

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(Quelle: Ute Kraus, Institut für Physik, Universität Hildesheim, Tempolimit Lichtgeschwindigkeit, https://www.tempolimit-lichtgeschwindigkeit.de/, cc-by-sa/2.0/de, 19.09.2020)

10. Die Relativität der Gleichzeitigkeit

Selbst so einfache alltägliche Aussagen wie "Diese beiden Ereignisse finden gleichzeitig statt." müssen in der Relativitätstheorie hinterfragt werden.

Zwei Ereignisse, die in einem Inertialsystem am gleichen Ort stattfinden

Finden in einem Inertialsystem zwei Ereignisse am gleichen Ort gleichzeitig statt, so werden diese Ereignisse auch von allen anderen Inertialsystemen als gleichzeitig beurteilt. Raum-Zeit-Koinzidenzen von Ereignissen hängen nicht vom Inertialsystem ab.

Zwei Ereignisse, die in einem Inertialsystem an verschiedenen Orten stattfinden

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(Quelle: Icons erstellt von surang, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/abstand-halten_2834333, Icons erstellt von Good Ware, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/die-gluhbirne_702797, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/die-gluhbirne_702814, 30.09.2020)
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An zwei verschiedenen Orten leuchtet eine Lampe auf. Beobachter A sieht das linke Lichtsignal zuerst, Beobachter C sieht das rechte Signal zuerst und Beobachter B - er befindet sich genau in der Mitte - sieht beide Lampen gleichzeitig aufleuchten. Erklärbar ist dies mit der unterschiedlichen Laufzeit der Signale. Da Beobachter B beide Signale gleichzeitig sieht, geht er davon aus, dass das Aufleuchten der Lampen gleichzeitig stattgefunden hat. Auch Beobachter A und Beobachter C werden, wenn sie die Laufzeit der Signale berücksichtigen, zu diesem Ergebnis kommen. Die Gleichzeitigkeit von Ereignissen kann somit auch hier für alle gültig beurteilt werden. Diese Erkenntnis nützt man zur Definition von Gleichzeitigkeit. Dabei wird wieder auf die konstante Lichtgeschwindigkeit zurückgegriffen.

Definition der Gleichzeitigkeit

  Zwei Ereignisse, die an verschiedenen Orten im gleichen Inertialsystem stattfinden, sind genau dann gleichzeitig, wenn von ihnen ausgehende Lichtsignale einen Beobachter in der Mitte gleichzeitig erreichen.  

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(Quelle: Icons erstellt von surang, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/abstand-halten_2834333, Icons erstellt von Good Ware, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/die-gluhbirne_702797, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/die-gluhbirne_702814, 30.09.2020)
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Zwei Ereignisse, die in relativ zueinander bewegten Inertialsystemen an verschiedenen Orten stattfinden

In diesem Fall gibt es keine eindeutige Gleichzeitigkeit mehr. Wir betrachten dazu das Einsteinsche Zugparadoxon.

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(Quelle: Icons erstellt von Good Ware, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/die-gluhbirne_702797, 30.09.2020)

Gegeben sind die beiden Inertialsysteme "Bahnsteig" (AB) und "Wagen" (A'B'). Der Wagen bewegt sich relativ zum Bahnsteig mit konstanter Geschwindigkeit nach rechts. Zum Zeitpunkt t = 0 (A = A' und B = B') wird in der Mitte des Wagens ein Lichtblitz gezündet.

Vom System "Bahnsteig" aus betrachtet ...

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(Quelle: Icons erstellt von Good Ware, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/die-gluhbirne_702797,
https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/die-gluhbirne_702814, 30.09.2020)
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Der Wagen bewegt sich mit konstanter Geschwindigkeit nach rechts. Das Lichtsignal erreicht die Punkte A und B gleichzeitig (diese sind gleich weit vom Ursprung des Signals entfernt). Der Punkt B' hat sich während der Zeit, die das Signal zur Ausbreitung benötigt, vom Lichtsignal wegbewegt. Der Punkt A' bewegt sich um die gleiche Strecke dem Signal entgegen. Daher trifft das Signal - vom System "Bahnsteig" aus gesehen - zunächst im Punkt A' und dann im Punkt B' ein.

Vom System "Wagen" aus betrachtet ...

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(Quelle: Icons erstellt von Good Ware, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/die-gluhbirne_702797,
https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/die-gluhbirne_702814, 30.09.2020)
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Aus dieser Sichtweise ist der Wagen in Ruhe und der Bahnsteig bewegt sich mit konstanter Geschwindigkeit nach links. Das Lichtsignal erreicht zuerst den Punkt B. Für einen Beobachter im Bezugsystem "Wagen" bedeutet das, dass das Lichtsignal immer zuerst den Punkt B erreicht, egal wo er sich im Bezugssystem befindet. Danach erreicht das Licht die Punkte A' und B' gleichzeitig (unabhängig davon wo der Beobachter sich im Bezugsystem befindet). Schließlich erreicht das Licht den Punkt A.

Wer hat Recht? Wie ist es möglich, dass von einem Bezugssystem aus gesehen A und B gleichzeitig erreicht werden und im anderen A' und B'? Es gibt keinen Grund, der einen oder der anderen Seite recht zu geben. Die beiden Inertialsysteme sind gleichberechtigt. Es folgt vielmehr

Die Relativität der Gleichzeitigkeit

Es gibt keine absolute Gleichzeitigkeit zweier Ereignisse. Finden in einem Inertialsystem zwei Ereignisse an verschiedenen Orten gleichzeitig statt, so finden diese Ereignisse in einem relativ dazu bewegten Inertialsystem zu verschiedenen Zeiten statt.

11. Scheinbare Überlichtgeschwindigkeit

Große Galaxien schleudern aus ihrem Zentrum Materieströme (Jets) mit hoher Geschwindigkeit in den Raum. Bei in Richtung Erde orientierten Jets wurde mehrfache Lichtgeschwindigkeit gemessen. Dies ist aber nicht deren tatsächliche Geschwindigkeit. Der Effekt kommt dadurch zustande, dass sich durch die Bewegung der Abstand zur Erde und damit auch die Laufzeit des Lichts verkürzt.

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Der 1918 entdeckte Jet von M87 entspringt dem aktiven Galaxienkern und erstreckt sich von dort mindestens 5000 Lichtjahre.
(Quelle: "M87 Jet" by gjdonatiello is marked with CC0 1.0, https://search.creativecommons.org/photos/fd415d1b-cdb7-42c0-bd38-4fb408d5562e, 19.09.2020)

Ein Raumschiff ...

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(Quelle: Icons erstellt von Nikita Golubev, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/raumschiff_290881,
Icons erstellt von Freepik, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/planet-erde_921490, 19.09.2020)

Ein Raumschiff bewegt sich mit der Geschwindigkeit v = 0.75 c auf die Erde zu. In einer Entfernung von 10 Lichtjahren sendet es ein grünes Lichtsignal aus.

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(Quelle: Icons erstellt von Nikita Golubev, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/raumschiff_290881,
Icons erstellt von Freepik, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/planet-erde_921490, 19.09.2020)

Nach 4 Jahren hat das Raumschiff eine Distanz von 3 Lichtjahren zurückgelegt und sendet ein rotes Lichtsignal aus. Das grüne Signal ist noch 6 Lichtjahre von der Erde entfernt.

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(Quelle: Icons erstellt von Nikita Golubev, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/raumschiff_290881,
Icons erstellt von Freepik, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/planet-erde_921490, 19.09.2020)

Nach weiteren 6 Jahren erreicht das grüne Lichtsignal die Erde. Wir sehen das Raumschiff in einer Entfernung von 10 Lichtjahren. Das rote Signal ist noch ein Lichtjahr von der Erde entfernt.

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(Quelle: Icons erstellt von Nikita Golubev, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/raumschiff_290881,
Icons erstellt von Freepik, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/planet-erde_921490, 19.09.2020)

Ein Jahr später erreicht auch das rote Lichtsignal die Erde. Wir sehen das Raumschiff in einer Entfernung von 7 Lichtjahren. Scheinbar hat das Raumschiff in einem Jahr die Distanz von 3 Lichtjahren zurückgelegt.

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(Quelle: Icons erstellt von Nikita Golubev, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/raumschiff_290881,
Icons erstellt von Freepik, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/planet-erde_921490, 19.09.2020)
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12. Die Galilei-Transformationen der klassischen Mechanik

In diesem Abschnitt wollen wir Transformationsgleichungen betrachten, mit denen Raum- und Zeitkoordinaten eines Objekts oder eines Ereignisses von einem Inertialsystem in ein anderes Inertialsystem umgerechnet werden können.

Die Galilei-Transformationen

Wir betrachten zwei Inertialsysteme S ( t , x , y , z ) und S' ( t' , x' , y' , z' ). Das System S' bewegt sich relativ zu System S mit der konstanten Geschwindigkeit v in Richtung +x. Für t = t' = 0 sollen die Achsen der beiden Systeme einander überdecken (d.h. x-Achse ≡ x'-Achse, y-Achse ≡ y'-Achse und z-Achse ≡ z'-Achse).

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(Quelle: Icons erstellt von Pixel perfect, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/zylinder_1200865, 01.10.2020)
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Wir erkennen unmittelbar

Bild Bild

Bemerkung:

Da sich S' nur in x-Richtung bewegt, gilt y' = y und z' = z.
Wegen der in der klassischen Physik existierenden absoluten Zeit gilt t' = t.
Die Umkehrtransformation ergibt sich, wenn man gestrichene und ungestrichene Koordinaten vertauscht und v durch −v ersetzt (S bewegt sich bezüglich S' in Richtung −x').

Die Geschwindigkeitsaddition der klassischen Mechanik

Wir betrachten wieder die beiden Inertialsysteme S und S' mit den obigen Voraussetzungen. Im System S' bewegt sich ein Objekt mit der Geschwindigkeit u' in Richtung +x'. Welche Geschwindigkeit u besitzt dieses Objekt bezüglich des Systems S?

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(Quelle: Icons erstellt von Pixel perfect, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/zylinder_1200865, 01.10.2020)
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Wir müssen die Geschwindigkeit u' in das System S transformieren.

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Das Ergebnis u = u' + v ist jenes, das wir aus unserer Erfahrung kennen und erwartet haben.

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(Quelle: Icons erstellt von surang, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/abstand-halten_2834333, Icons erstellt von monkik, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/radfahrer_1996882, Icons erstellt von Freepik, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/sprechblase_2598839, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/kreis_594739, 03.10.2020)
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Ein Problem tritt dann auf, wenn u' = c ist. Dann ist u = c + v > c - ein Widerspruch zur Konstanz der Lichtgeschwindigkeit. Offensichtlich genügen die Galilei-Transformationen nicht den Postulaten der Relativitätstheorie. Wir müssen die Transformationen daher modifizieren.

13. Die Lorentz-Transformationen

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Hendrik Antoon Lorentz (1853 – 1928, NP 1902)
(Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:H_A_Lorentz_(Nobel).jpg, 02.10.2020)

Bereits H. A. Lorentz war 1892 beim Versuch, das Michelson-Morley-Experiment zu erklären, auf diese Transformationen gestoßen. Er war allerdings ein Anhänger der Ätherhypothese und erkannte die grundlegende Bedeutung dieser Transformationen nicht.

Wir betrachten zwei Inertialsysteme S ( t , x , y , z ) und S' ( t' , x' , y' , z' ). Das System S' bewegt sich relativ zu System S mit der konstanten Geschwindigkeit v in Richtung +x. Für t = t' = 0 sollen die Achsen der beiden Systeme einander überdecken (d.h. x-Achse ≡ x'-Achse, y-Achse ≡ y'-Achse und z-Achse ≡ z'-Achse). Zum Zeitpunkt t = t' = 0 wird in ( 0 , 0 , 0 ) ≡ ( 0 , 0 , 0 )' ein Lichtsignal in Richtung +x ausgesendet.

Bild
(Quelle: Icons erstellt von Good Ware, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/die-gluhbirne_702797, 30.09.2020)

Angenommen, es gibt einen Korrekturfaktor k, der den Fehler der Galilei-Transformationen ausgleicht, dann gilt

Bild Bild (1)

Wegen des Relativitätsprinzips muss der Faktor bei den Transformationen und den Umkehrtransformationen der gleiche sein. Wegen der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit muss gelten

Bild Bild (2)

Die Herleitung des Korrekturfaktors

Einsetzen von (2) in (1) ergibt

Bild Bild

Damit erhalten wir

Bild

Die Transformation der Zeit

Umformen der rechten Seite von (1) ergibt

Bild

Durch Einsetzen in die linke Seite von (1) und Auflösen nach t' erhalten wir

Bild

Damit erhalten wir die Lorentz-Transformationen

Bild Bild
Bild

Für v ≥ c werden diese Transformationen physikalisch sinnlos (Division durch Null bzw. Wurzel aus einer negativen Zahl). Die Relativgeschwindigkeit zweier Bezugssysteme und damit auch die Geschwindigkeit eines materiellen Objekts sind somit stets kleiner als die Vakuumlichtgeschwindigkeit.

Eine besondere Darstellung der Lorentz-Transformationen

Multiplizieren wir die Gleichungen für die Transformation der Zeit mit c und setzen für das Produkt c·t bzw. c·t' die Variable w bzw. w', so erhalten wir

Bild Bild

Wir können w und w' auch in den Transformationen der x- bzw. x'-Koordinate verwenden.

Bild Bild

Damit ergibt sich eine Darstellung der Lorentz-Transformationen, die die Symmetrie zwischen Zeit und Raum besonders deutlich zeigt.

Bild Bild

Das Zeitmaß w bzw. w' besitzt die Dimension einer Länge. Wenn wir sagen w = 300 000 km, so ist dies gleichbedeutend mit t = 1 s.

Eine wichtige Identität

Bild

d.h.

Bild

Die Lorentz-Transformationen als Drehung in einem pseudoeuklidischen Raum

Betrachten wir zwei, um den Winkel α gegeneinander verdrehte kartesische Koordinatensysteme K ( x , y ) und K' ( x' , y' ) mit identischem Koordinatenursprung O.

Bild

Für den Abstand d eines beliebigen Punktes P zum Koordinatenursprung O gilt nach dem Satz von Pythagoras

Bild

Der Abstand eines Punktes P zum Ursprung O ändert sich bei Drehungen des Koordinatensystems um den Ursprung also nicht – er ist invariant. Dabei gilt folgender Zusammenhang zwischen den Koordinaten des Punktes P, wobei α jener Winkel mit Vorzeichen ist, um den das System K' gegenüber dem System K verdreht ist.

Bild (3)

Ist ein Abstand zweier Punkte durch den Satz von Pythagoras bestimmt, so heißt die Metrik (der Abstand) Euklidsche Metrik. Im vorhergehenden Abschnitt haben wir die Identität

Bild

kennen gelernt. Durch sie ist ebenfalls eine Invariante festgelegt. Wir können nun fragen: "Welche Transformationen lassen den 'Abstand' w2 − x2 unverändert?" w2 − x2 unterscheidet sich von der Euklidschen Metrik durch ein Minuszeichen. Wir nennen eine solche Metrik pseudoeuklidisch.
Setzen wir a = w und b = i·x, dann gilt a2 + b2 = w2 − x2 und wir können die Drehung anwenden. Eingesetzt in (3) erhalten wir

Bild (4)

Um den Winkel α zu bestimmen, müssen wir spezielle Werte einsetzen.

Dazu betrachten wir wieder die beiden Inertialsysteme S und S'. Vom System S' aus betrachtet bewegt sich der Koordinatenursprung des Systems S (x = 0) mit der Geschwindigkeit v in Richtung −x'. Für t' = 1 bzw. w' = c gilt für den Koordinatenursprung von S aus Sicht des Systems S' x' = −v. Setzen wir diese Werte in die zweite Gleichung von (4) ein, so erhalten wir

Bild

woraus

Bild

folgt. Wir verwenden die folgenden trigonometrischen Formeln.

Bild Bild

Es gilt daher

Bild Bild

Einsetzen dieser beiden Beziehungen in (4) ergibt

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und damit die Lorentz-Transformationen

Bild

Ergänzen wir die Identität

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durch die y- und z-Koordinaten, so erhalten wir

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und damit einen vierdimensionalen Raum mit einer pseudoeuklidischen Metrik, den sogenannten Minkowski-Raum, benannt nach Hermann Minkowski, in dem sich die Relativitätstheorie besonders elegant formulieren lässt. Dieser vierdimensionale Raum heißt auch Raumzeit oder das Raum-Zeit-Kontinuum.

Albert Einstein soll dazu gesagt haben: "Seit die Mathematiker über die Relativitätstheorie hergefallen sind, verstehe ich sie selbst nicht mehr."

14. Folgerungen aus den Lorentz-Transformationen

Wir beschränken uns auf eine Raumdimension und betrachten zwei Inertialsysteme S ( w , x ) und S' ( w' , x' ). Das System S' bewegt sich relativ zu System S mit der konstanten Geschwindigkeit v in Richtung +x. Für w = w' = 0 sollen die Koordinatenursprünge und die Raumachsen einander überdecken (d.h. x-Achse ≡ x'-Achse).

Bild Bild

Die Zeitdilatation

Im System S' findet an einem festen Ort x' (d.h. x1' = x2') ein Vorgang statt. Für diesen Vorgang misst der Beobachter im System S' die Zeitdauer Δw' = w2' − w1'. Welche Zeitdauer Δw = w2 − w1 misst der Beobachter in S für diesen in S' "ruhenden", d.h. an einem relativ zu ihm bewegten Ort ablaufenden Vorgang?

Es gilt

Bild

Nun ist x1' = x2', d.h. x2' − x1' = 0. Daraus folgt

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bzw.

Bild

Der Beobachter im System S misst ein größeres Zeitintervall (Zeitdilatation).

Die Längenkontraktion

Im System S' ruht entlang der x'-Achse ein Maßstab. Für diesen Stab misst der Beobachter in S' die Länge Δx' = x2' − x1'. Welche Länge Δx = x2 − x1 misst der Beobachter im System S für diesen in S' ruhenden, d.h. relativ zu ihm bewegten Stab? Der Beobachter in S muss dazu zu einem bestimmten Zeitpunkt w (d.h. gleichzeitig bzw. w1 = w2) Anfangskoordinate x1 und Endkoordinate x2 des Stabes bestimmen.

Wir formen zunächst eine Gleichung aus den Lorentz-Transformationen geeignet um.

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Dann gilt

Bild

Nun ist w1 = w2, d.h. w2 − w1 = 0. Damit erhalten wir

Bild

bzw.

Bild

Der Beobachter im System S misst eine kürzere Länge (Längenkontraktion).

Die Geschwindigkeitsaddition

Im System S' bewegt sich ein Objekt mit der Geschwindigkeit u' relativ zum Beobachter in S'. Welche Geschwindigkeit u stellt der Beobachter im System S für dieses Objekt fest?

Es gilt:

Bild bzw. Bild

Aus den Lorentz-Transformationen folgt

Bild

Damit erhalten wir das Ergebnis

Bild

Für u' und v sehr klein gegenüber der Lichtgeschwindigkeit ist der Nenner ≈ 1, sodass wir das klassische Resultat erhalten. Für Geschwindigkeiten nahe der Lichtgeschwindigkeit ist diese Form der Geschwindigkeitsaddition zu verwenden.

Einige Beispiele ...

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(Quelle: Icons erstellt von ultimatearm, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/flugzeug_2855988, Icons erstellt von Icongeek26, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/jet_3455083, 03.10.2020)
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Bild
(Quelle: Icons erstellt von Freepik, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/raumschiff_784923, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/raumschiff_784925, 03.10.2020)
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(Quelle: Icons erstellt von Freepik, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/raumschiff_784925, Icons erstellt von Good Ware, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/die-gluhbirne_702797, 03.10.2020)

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"Licht muss Licht bleiben"

15. Die dynamische Masse

Durch Kräfte können Körper beschleunigt werden. Eine konstante Kraft F bewirkt bei konstanter Masse m gemäß dem Dynamischen Grundgesetz F = m · a eine konstante Beschleunigung. Wegen v = a · t hätte ein Körper nach genügend langer Zeit eine Geschwindigkeit größer als die Lichtgeschwindigkeit. Dies ist jedoch aufgrund der Lorentz-Transformationen nicht möglich. Dann darf aber der Widerstand gegenüber Beschleunigungen (Trägheit bzw. Masse eines Körpers) nicht konstant sein, sondern muss mit zunehmender Geschwindigkeit größer werden.

Wir betrachten dazu das folgende Gedankenexperiment.

Bild Bild

Zwei identische Massen mA und mB berühren jeweils ein Ende einer (ideal) masselosen Spiralfeder, die mit einem an den Enden befestigten (ideal) masselosen Faden gespannt ist. mA und mB bilden somit zusammen ein Massensystem, dessen Schwerpunkt S in der Mitte der Feder liegt. Beim Durchtrennen des Fadens werden die beiden Massen zunächst kurzzeitig beschleunigt. Danach haben sie genau entgegengesetzt gerichtete, gleich große Geschwindigkeiten u bzw. −u gegenüber dem Schwerpunkt S, der damit stets erhalten bleibt.

Ein mit der Masse mA mitbewegter Beobachter sieht dann, dass sich der Schwerpunkt S des Systems mit der Geschwindigkeit u nach rechts bewegt. Die Masse mB bewegt sich relativ zum Schwerpunkt S mit der Geschwindigkeit u nach rechts. mB bewegt sich daher relativ zu mA entsprechend der relativistischen Geschwindigkeitsaddition mit der Geschwindigkeit

Bild (1)

Daraus würde der mit der Masse mA mitbewegte Beobachter mit klassischer Mechanik schließen, dass sich der Schwerpunkt S des Systems von der Mitte der Feder wegbewegt. Nach dem Relativitätsprinzip muss jedoch die Beschreibung des Systems für alle Bezugssysteme konsistent sein. Der Schwerpunkt S kann nur dann für diesen Beobachter in der Mitte der Feder bleiben, wenn die Masse von mB zunimmt. Betrachtet man das System zu einem bestimmten Zeitpunkt t, so ist der Abstand von mA zum Schwerpunkt S gegeben durch LA = u · t. Der Abstand von mB zu mA ist dann L = v · t. Somit ist der Abstand von mB zum Schwerpunkt gleich LB = L − LA = (v − u) · t. Wenn auch für den mit der Masse mA mitbewegten Beobachter der Schwerpunkt S des Systems in der Mitte der Feder bleiben soll, muss die folgende Beziehung gelten.

Bild

Daraus folgt

Bild (2)

Durch Quadrieren von (1) erhalten wir

Bild (3)

Aus (2) und (3) ergibt sich

Bild

Daraus folgt

Bild

Ein in einem Inertialsystem mit der Geschwindigkeit v relativ zum Beobachter bewegter Körper besitzt die dynamische Masse

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Dabei ist m0 die Ruhemasse, also jene Masse, die der Körper in seinem Ruhsystem besitzt. Die obige Gleichung zeigt, dass mit zunehmender Geschwindigkeit die dynamische Masse größer wird und bei Annäherung an die Lichtgeschwindigkeit gegen unendlich geht. Kein Masseteilchen kann somit Lichtgeschwindigkeit erreichen, da dafür unendlich viel Energie nötig wäre. Eine Ausnahme bilden nur Teilchen mit Ruhemasse 0 (Photonen). Die relativistische Massenzunahme zeigt sich bei großen Teilchenbeschleunigern, wo die Magnetfelder, die die Teilchen auf ihrer Kreisbahn halten, wesentlich stärker sein müssen, als nach der klassischen Physik zu erwarten ist.

Bild
(Quelle: "The Large Hadron Collider/ATLAS at CERN" by Image Editor is licensed under CC BY 2.0,
https://search.creativecommons.org/photos/23cd0a08-5d6b-4e4f-b97a-d1c31d26d9bd, 04.10.2020)

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(Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:FuerzaCentripetaLorentzN2.svg, 04.10.2020)

Die Ruhemasse eines Körpers ist eine sogenannte intrinsische Eigenschaft, d.h. sie haftet dem Körper unmittelbar an, sie gehört (zu) ihm. Die dynamische Masse ist hingegen keine solche Eigenschaft, sondern eine Funktion der Relativgeschwindigkeit gegenüber Körpern, die in anderen Bezugssystemen "ihre" eigene Ruhemasse haben. Sie ist keine Eigenschaft, die einem Körper anhaftet, sondern Systemeigenschaft zweier Körper in einer Geschwindigkeitsbeziehung (Relativgeschwindigkeit). Genau genommen kann also von einer dynamischen Masse eines betrachteten Körpers gar nicht gesprochen werden, denn für sich betrachtet hat er keine; haben kann ein Körper nur eine Ruhemasse.

16. Masse - Energie - Impuls

Die Äquivalenz von Masse und Energie

Wird ein Körper beschleunigt, so wächst nicht nur seine Geschwindigkeit, sondern auch seine dynamische Masse. Dabei kann dieser Massenzuwachs nur aus der für die Beschleunigung aufgewendeten Energie kommen. Wir betrachten die folgende Ableitung.

Für |x| < 1 gilt die Formel

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Daraus folgt

Bild

Multiplikation dieser Gleichung mit c2 ergibt

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Der zweite Ausdruck auf der rechten Seite ist die klassische kinetische Energie. Da nur gleichartige physikalische Größen addiert werden dürfen, muss somit auch m0 · c2 eine Energie sein. Sie hängt nicht von der Geschwindigkeit ab. Es liegt nahe, sie als Ruhenergie zu bezeichnen, die ein Körper immer hat, auch wenn er sich nicht bewegt. Daraus resultiert die berühmte Einstein-Formel, die die Äquivalenz von Energie und Masse ausdrückt.

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Ändert sich die Energie eines Körpers um den Betrag ΔE, so ändert sich seine Masse um den Betrag

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Allerdings ist bei makroskopischen Objekten die Energie-Masse-Umwandlung sehr klein. In der Kern- und Teilchenphysik spielt sie jedoch eine wichtige Rolle.

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Friedrich Hasenöhrl (1874 – 1915)
(Quelle: https://commons.wikimedia.org/
wiki/File:Hasenoehrl.jpg, 05.10.2020)
Schon vor der Veröffentlichung von Einsteins Relativitätstheorie im Jahre 1905 gab es die Idee, dass Energie Masseeigenschaften besitzt. Anlass für diese frühe Einsicht waren unter anderem eine Erkenntnis des österreichischen Physikers Friedrich Hasenöhrl, der bereits 1904 in den Annalen der Physik in seinem Aufsatz "Zur Theorie der Strahlung bewegter Körper" ausführte, dass der Energie der Hohlraumstrahlung eine Masse m = E / c2 zuzuschreiben ist. Dabei rechnete er ohne zusätzliche Annahmen nach der Maxwellschen Theorie. Bisweilen wird gegen Einstein der Vorwurf erhoben, den von Hasenöhrl gefundenen Zusammenhang zwischen beiden Größen bei der Veröffentlichung seiner eigenen Energie-Masse-Beziehung nicht erwähnt zu haben. Da beide Forscher in geringem zeitlichem Abstand im gleichen Wissenschaftsorgan publizierten, ist anzunehmen, dass Einstein Hasenöhrls Arbeit kannte.  

Die Äquivalenz von Masse und Energie ist in Einsteins "Zur Elektrodynamik bewegter Körper" nicht enthalten. Sie wurde von ihm einige Monate später in den Annalen der Physik und Chemie, Jg. 18, S. 639 – 641, 1905 publiziert.

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(Quelle: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.1002/andp.19053231314, 04.10.2020)

Bild Albert Einstein - Ist die Trägheit eines Körpers von seinem Energieinhalt abhängig?
(Quelle: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.1002/andp.19053231314, 04.10.2020)
 

Massendefekt und Paarbildung

Als Massendefekt (auch Massenverlust) bezeichnet man in der Kernphysik den Unterschied zwischen der Summe der Massen aller Nukleonen (Protonen und Neutronen), aus denen ein Atomkern besteht, und der tatsächlich gemessenen (stets kleineren) Masse des Atomkerns. Der Massenverlust kommt dadurch zustande, dass beim Zusammenschluss von Protonen und Neutronen zu einem Kern ein kleiner Teil ihrer Massen in Energie umgewandelt und abgegeben wird. Diese Energie nennt man Bindungsenergie.
Die Masse eines Protons beträgt mp = 1,007276 Atomare Masseneinheiten (u), die eines Neutrons mn = 1,008665 u. Der Kern von Helium 4He besteht aus zwei Protonen und zwei Neutronen; die Summe aus deren Ruhemassen wäre 4,03188 u, die Ruhemasse des 4He-Kerns beträgt jedoch nur 4,00151 u. Der Massendefekt beträgt hier also 0,03037 u beziehungsweise 0,76 % der Ausgangsmasse. Dies entspricht einer Energie von ca. 28 MeV.
Je größer bei einer Kernentstehung der Massendefekt ist, desto stärker sind die Kernteilchen aneinander gebunden. Messungen haben ergeben, dass die Bindungsenergie pro Kernteilchen bei Kernen einzelner Elemente unterschiedlich ist und abgesehen von den sehr leichten Atomkernen je Nukleon zwischen 7 MeV und fast 9 MeV liegt.

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(Quelle: Ecodeluz, Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International,
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Atomkernbindungsenergien_pro_Nukleon_Hippler_2016.png, 05.10.2020)

Die mittlere Bindungsenergie je Nukleon hat bei Kernen mit den Massenzahlen 40 bis 100 ihren höchsten Wert und nimmt zu den leichteren und den schwereren Kernen hin ab. Dass die Bindung der Nukleonen bei den schweren Kernen lockerer wird, ist darauf zurückzuführen, dass bei Vergrößerung der Nukleonenzahl die Kernkräfte insgesamt zwar zunehmen, aber eben nur zwischen den benachbarten Teilchen wirken. Die abstoßenden Kräfte zwischen den Protonen nehmen ebenfalls zu, sie wirken aber zwischen allen Protonen. Dadurch wird der Zusammenhalt zwischen den Kernteilchen wieder etwas gelockert.

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(Quelle: "Amazing Hi-Def CME [full disk]" by NASA Goddard Photo and Video is licensed under CC BY 2.0, https://search.creativecommons.org/photos/c2bdd467-4cc5-443e-af85-734db23c201d, 05.10.2020)
Die Sonne "verbrennt" Wasserstoff zu Helium. Bei einer mittleren Leuchtkraft von 3.85 × 1026 W ergibt sich ein Massenverlust von 4.28 × 109 kg pro Sekunde, was bei einer Gesamtmasse von 2 × 1030 kg nicht wirklich besorgniserregend ist.

Unter Paarbildung versteht man in der Teilchenphysik die Bildung eines Teilchen-Antiteilchen-Paares. Dabei muss die verfügbare Energie mindestens gleich der Summe der Ruhenergien der zu erzeugenden Teilchen sein, damit der Vorgang auftritt.

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(Quelle: Ivan Baev, Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported,
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Paarbildung_gamma_p_Desy_Blasenkammer_Rekonstruiert.png, 05.10.2020)

Die relativistische kinetische Energie

Betrachten wir nochmals die Gleichung

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Sie kann gelesen werden als

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Damit erhalten wir als Ausdruck für die kinetische Energie

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Dieser Ausdruck stimmt für v << c mit dem Newtonschen Ausdruck für die kinetische Energie überein.

Formt man die Gleichung

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um zu

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so ergibt sich daraus eine neue Interpretation für die dynamischen Masse eines Teilchens. Sie ist die Ruhemasse - eine dem Teilchen anhaftende Eigenschaft (so wie z.B. die Ladung) - plus der Trägheit seiner kinetischen Energie.

Der relativistische Impuls

Analog zur klassischen Mechanik ist der Impuls gegeben durch

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Für die Kraft erhält man

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Die Gesamtenergie E kann wie folgt umgeformt werden.

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Dieses Resultat nennt man den relativistischen Energiesatz

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17. Minkowski-Diagramme

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Hermann Minkowski (1864 – 1909)
(Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/
File:Hermann_Minkowski_Portrait.jpg, 05.10.2020)
"Die Anschauungen über Raum und Zeit, die ich Ihnen entwickeln möchte, sind auf experimentell-physikalischem Boden erwachsen. Darin liegt ihre Stärke. Ihre Tendenz ist eine radikale. Von Stund' an sollen Raum für sich und Zeit für sich völlig zu Schatten herabsinken und nur noch eine Art Union der beiden soll Selbständigkeit bewahren."
Mit diesen Worten begann der deutsche Mathematiker Hermann Minkowski am 21. September 1908 vor der 80. Naturforscher-Versammlung in Köln seinen Vortrag mit dem Titel "Raum und Zeit". Er entwickelte Diagramme, die es ermöglichen, zwei relativ zueinander bewegte Inertialsysteme in einem Diagramm darzustellen und die Eigenschaften von Raum und Zeit in der Speziellen Relativitätstheorie zu veranschaulichen. Dabei beschränkte er sich auf eine Raumdimension.
 

Bild Hermann Minkowski - Raum und Zeit - 21. September 1908
(Quelle: https://de.wikisource.org/wiki/Raum_und_Zeit_(Minkowski), CC-BY-SA 2.0 deutsch,
http://posner.library.cmu.edu/Posner/books/book.cgi?call=530.11_M66R_1909, 08.10.2020)
 

Wir betrachten zwei Inertialsysteme S ( w , x ) und S' ( w' , x' ). Das System S' bewegt sich relativ zu System S mit der konstanten Geschwindigkeit v in Richtung +x. Für w = w' = 0 sollen die Koordinatenursprünge und die Raumachsen einander überdecken (d.h. x-Achse ≡ x'-Achse). Wir nennen S das ruhende und S' das bewegte System. In jedem der beiden Systeme ruht im Koordinatenursprung jeweils ein Beobachter.

Die Raum- und Zeitachse des ruhenden Systems S

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Wir verwenden die waagrechte Achse für den Raum x und die senkrechte für die Zeit w. Wegen der in der Relativitätstheorie auftretenden großen Geschwindigkeiten verwenden wir als Einheit 1 Lichtsekunde (Ls) = 299792458 m d.h. [ x ] = [ w ] = 1 Ls. Man beachte, dass sowohl x als auch w die Dimension einer Länge besitzen und es dadurch gerechtfertigt ist, die Einheitspunkte auf den Achsen äquidistant vom Ursprung aus aufzutragen.

Weltlinien

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Unter einer Weltlinie verstehen wir den Weg eines punktförmigen Objekts durch Raum und Zeit. Die Weltlinie a gehört zu einem Objekt, das sich bezüglich des Systems mit der Geschwindigkeit v = 0.33 c nach links bewegt. Linie b entspricht einem Objekt, das mit v = 0.5 c nach rechts läuft. Ein nach rechts laufender Lichtstrahl besitzt Linie c. Seine Weltlinie besitzt eine Steigung von 45°. Linie d gehört zu einem Objekt, das im System ruht. Da wir ausschließlich gleichförmig bewegte Objekte betrachten, sind alle Weltlinien Geraden. Da kein materielles Objekt Lichtgeschwindigkeit erreichen kann, muss jede Weltlinie mit der x-Achse einen Winkel größer als 45° einschließen.

Die Achsen des bewegten Systems S'

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Für die x'-Achse gilt w' = 0. Damit folgt aus den Lorentz-Transformationen   Für die w'-Achse gilt x' = 0. Damit folgt aus den Lorentz-Transformationen
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Man beachte, dass die w'-Achse die Weltlinie des Beobachters im System S' bezüglich des Systems S darstellt. Aufgrund des Relativitätsprinzips kann auch S' als das ruhende System angesehen werden. S bewegt sich dann mit der Geschwindigkeit v in Richtung −x'. Das entsprechende Diagramm sieht wie folgt aus.

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Die Einheitspunkte auf den Achsen des bewegten Systems S'

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Zur Bestimmung der Einheitspunkte auf der w'- und der x'-Achse verwenden wir die Identität

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Für den Einheitspunkt auf der x'-Achse gilt x' = 1 und w' = 0, d.h.

Bild (1)

Für den Einheitspunkt auf der w'-Achse gilt x' = 0 und w' = 1, d.h.

Bild (2)

Die Kurven (1) und (2) sind Hyperbeln. Ihre Schnittpunkte mit der x'- bzw. w'-Achse ergeben die Einheitspunkte auf den Achsen des Systems S'. Die Punkte ( 0 , 1 )' und ( 1 , 0 )' sind vom Ursprung des Systems S' gleich weit entfernt, was für die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit von Bedeutung ist.

Die Koordinaten eines Ereignisses bezüglich der Systeme S bzw. S'

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Jedem Ereignis E können im jeweiligen Bezugssystem Orts- und Zeitkoordinaten zugewiesen werden.

Die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit

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In den Systemen S bzw. S' gilt: Für Δw = 1 ist Δx = 1 bzw. für Δw' = 1 ist Δx' = 1.

Die Zeitdilatation

In jedem der beiden Systeme ruht im Ursprung eine Uhr. Für x = x' = 0 gilt w = w' = 0.

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Aus der Sicht des Beobachters im System S gilt: Zeigt die Uhr in S das Zeitintervall Δw = 1, so zeigt die Uhr im System S' das Zeitintervall Δw' < 1.

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Aus der Sicht des Beobachters im System S' gilt: Zeigt die Uhr in S' das Zeitintervall Δw' = 1, so zeigt die Uhr im System S das Zeitintervall Δw < 1.

Die Längenkontraktion

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Im System S' ruht entlang der x'-Achse ein Maßstab der Länge Δx' = 1. Der Beobachter in S bestimmt zum Zeitpunkt w = 0 (also aus seiner Sicht gleichzeitig) Anfangs- und Endpunkt des Maßstabs und stellt eine Länge Δx < 1 fest.

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Im System S ruht entlang der x-Achse ein Maßstab der Länge Δx = 1. Der Beobachter in S' bestimmt zum Zeitpunkt w' = 0 (also aus seiner Sicht gleichzeitig) Anfangs- und Endpunkt des Maßstabs und stellt eine Länge Δx' < 1 fest.

Die Relativität der Gleichzeitigkeit

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Die Ereignisse E1 und E2 finden im System S gleichzeitig statt. Für den Beobachter in S' findet E1 nach E2 statt.

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Die Ereignisse E1 und E2 finden im System S' gleichzeitig statt. Für den Beobachter in S findet E1 vor E2 statt.

Die Synchronisation von Uhren

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(Quelle: Icons erstellt von Good Ware, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/die-gluhbirne_702797,
https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/die-gluhbirne_702814, Icons erstellt von srip,
https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/uhr_234431205.10.2020)
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In den Systemen S und S' ruhen jeweils zwei Uhren - im System S bei x = 1 bzw. x = −1 und im System S' bei x' = 1 bzw. x' = −1. Die beiden Beobachter wollen die Uhren gleichzeitig in Gang setzen. Dazu werden zum Zeitpunkt w = w' = 0 in x = x' = 0 zwei Lichtsignale in Richtung +x = +x' und −x = −x' ausgesendet.

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Aus der Sicht des Beobachters im System S wird die Uhr −1' zuerst gestartet. Dann werden gleichzeitig die Uhren in seinem System in Gang gesetzt. Als letzte Uhr wird 1' vom Lichtsignal erreicht. Er behauptet: Die Uhren im System S gehen synchron, die Uhren im System S' nicht.

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Aus der Sicht des Beobachters im System S', der sich ja als ruhend annehmen darf, wird die Uhr 1 zuerst gestartet. Dann werden gleichzeitig die Uhren in seinem System in Gang gesetzt. Als letzte Uhr wird −1 vom Lichtsignal erreicht. Er behauptet: Die Uhren im System S' gehen synchron, die Uhren im System S nicht.

Raum- und zeitartige Ereignisse - Kausalität

Wir betrachten jetzt drei relativ zueinander bewegte Inertialsysteme S ( x , w ), S' ( x' , w' ) und S'' ( x'' , w'' ). Für w = w' = w'' = 0 ist x = x' = x'' = 0. Außerdem sind das Ereignis O - es findet in jedem der drei Systeme zum Zeitpunkt w = w' = w'' = 0 im Ursprung statt - und ein weiteres Ereignis E gegeben.

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Die Ereignisse O und E finden im System S gleichzeitig statt. Aus Sicht des Systems S' findet das Ereignis E vor dem Ereignis O statt, im System S'' ereignet sich E jedoch nach O. Es gibt also für die Ereignisse O und E keine eindeutige zeitliche Abfolge. Die Ereignisse können einander daher auch nicht beeinflussen. Jedoch haben in jedem der drei Systeme die beiden Ereignisse verschiedene Ortskoordinaten. Wir sagen: "Die Ereignisse O und E sind nicht durch die Zeit jedoch durch den Raum getrennt." Wir nennen sie daher raumartige Ereignisse.

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In der obigen Abbildung finden die Ereignisse O und E bezüglich des Systems S am gleichen Ort statt. Vom System S' bzw. S'' aus betrachtet besitzen O und E verschiedene Ortskoordinaten. Jedoch ereignet sich in jedem der drei Systeme E vor O, d.h. es gibt in jedem System die gleiche eindeutige zeitliche Abfolge der beiden Ereignisse. Das Ereignis E kann das Ereignis O beeinflussen. Wir sagen: "Die Ereignisse O und E sind nicht durch den Raum jedoch durch die Zeit getrennt." Wir nennen sie daher zeitartige Ereignisse.
Auch in der folgenden Abbildung sind O und E zeitartige Ereignisse, jedoch findet E in allen drei Systemen nach O statt.

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Die folgende Abbildung zeigt den sogenannten "Lichtkegel" des Ereignisses O.

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Alle Ereignisse im Bereich 1 sind raumartige Ereignisse bezüglich O. Sie können das Ereignis O nicht beeinflussen bzw. vom Ereignis O beeinflusst werden. Wir nennen diesen Bereich die "Gegenwart" von O.
Ereignisse im Bereich 2 finden für alle Beobachter vor dem Ereignis O statt. Diese Ereignisse können das Ereignis O beeinflussen. Wir nennen diesen Bereich die "Vergangenheit" von O.
Ereignisse im Bereich 3 finden für alle Beobachter nach dem Ereignis O statt. Diese Ereignisse können von O beeinflusst werden. Wir nennen diesen Bereich die "Zukunft" von O.

18. Paradoxa

Schon früh wurden Gedankenexperimente ersonnen, um die eine oder andere Lücke in der Speziellen Relativitätstheorie durch scheinbare Widersprüche aufzudecken (altgriechisch παράδοξος "wider Erwarten, wider die gewöhnliche Meinung, unerwartet, unglaublich").

Das Leiter-Garagen-Paradoxon

Gegeben sei eine Garage mit zwei offenen Türen und eine Leiter, die sich mit konstanter Geschwindigkeit v auf die Garage zubewegt. Sobald die Leiter vollständig in der Garage ist, werden beide Türen gleichzeitig geschlossen und augenblicklich wieder geöffnet, um der Leiter ein Passieren der Garage zu ermöglichen. Klassisch betrachtet ist dies natürlich nur möglich, wenn die Länge der Leiter kleiner oder höchstens gleich der Länge der Garage ist.

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(Quelle: Icons erstellt von Freepik, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/leiter_517599, 07.10.2020)
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Im Folgenden sei die Ruhlänge der Leiter größer als die Ruhlänge der Garage. Ist es möglich, dass die Leiter unter diesen Bedingungen in die Garage passt?

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(Quelle: Icons erstellt von Freepik, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/leiter_517599, 07.10.2020)

Vom "Garagen"-System aus gesehen ...

Aus Sicht eines Inertialsystems, in dem die Garage ruht, ist die Leiter in Bewegung, und aufgrund der Längenkontraktion kann die Leiter durch Wahl einer passenden Geschwindigkeit so kurz gemacht werden, dass sie in die Garage passt.

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(Quelle: Icons erstellt von Freepik, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/leiter_517599, 07.10.2020)
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Vom "Leiter"-System aus gesehen ...

Hier ist die Garage aus Sicht des Systems der Leiter bewegt und folglich kontrahiert. Aus dieser Perspektive ist die Garage kleiner und die Leiter kann unmöglich in die Garage passen. Dass diese Situation nicht zu einem Widerspruch führt, liegt an der Relativität der Gleichzeitigkeit, d.h. was ein Beobachter im "Garagensystem" als gleichzeitig wahrnimmt, ist nicht gleichzeitig für einen Beobachter im "Leitersystem". Das zugehörige Minkowski-Diagramm zeigt dies.

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Das Diagramm zeigt das Ruhsystem der Garage S ( w , x ) und das dazu relativ bewegte Ruhsystem der Leiter S' ( w' , x' ). G0 ist die Ruhlänge der Garage, L0 die Ruhlänge der Leiter. GL und GR bezeichnen die Weltlinien des linken und rechten Endes der Garage, LL und LR die Weltlinien des linken und rechten Endes der Leiter. Aus Sicht der Garage finden die Ereignisse SL (Schließen der linken Tür) und SR (Schließen der rechten Tür) gleichzeitig statt. Im "Leitersystem" wird jedoch die rechte Tür vor der linken Tür geschlossen, sodass auch hier die Leiter in die Garage passt.

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(Quelle: Icons erstellt von Freepik, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/leiter_517599, 07.10.2020)
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Das Zwillings- bzw. Uhren-Paradoxon

In diesem Gedankenexperiment fliegt ein Zwilling in einem Raumschiff mit nahezu Lichtgeschwindigkeit zu einem weit entfernten Stern, während der andere Zwilling auf der Erde zurückbleibt. Anschließend kehrt der reisende Zwilling mit der gleichen Geschwindigkeit wieder zurück. Nach der Rückkehr zur Erde stellt sich heraus, dass der dort zurückgebliebene Zwilling älter ist als der gereiste. Dies ist eine Folge der Zeitdilatation.

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(Quelle: Icons erstellt von monkik, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/junge_701995,
https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/frau_701989, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/mann_702004, 10.10.2020)

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(Quelle: Icons erstellt von Freepik, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/planet-erde_921490,
Icons erstellt von Nikita Golubev, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/raumschiff_290881, 12.10.2020)
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Die Zeitdilatation selbst ist gemäß dem Relativitätsprinzip ein symmetrischer Effekt. Das heißt, jeder der beiden Zwillinge muss die Uhr des anderen als bewegt und somit deren Gang als verlangsamt betrachten können. Der gereiste Zwilling könnte also behaupten, nicht er, sondern die Erde hat sich bewegt und daher ist der auf Erde verbliebene Zwilling jünger geblieben.

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(Quelle: Icons erstellt von Freepik, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/planet-erde_921490,
Icons erstellt von Nikita Golubev, https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/raumschiff_290881, 12.10.2020)
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Es ergibt sich somit die Frage, warum die auf der Erde verbliebene Uhr nicht aus Sicht der zurückkehrenden Uhr beim Zusammentreffen nachgeht. Das würde einen Widerspruch ergeben, denn beim Zusammentreffen können die beiden Uhren nicht jeweils gegenüber der anderen nachgehen.
Das Paradoxon beruht auf der unzulässigen Annahme über die Symmetrie der beiden Standpunkte. Insbesondere wird dabei der Richtungswechsel am Umkehrpunkt der Reise des Zwillings ignoriert. Dieser Richtungswechsel ist für den reisenden Zwilling als Beschleunigung spürbar. Damit der reisende Zwilling sich während der Hin- und Rückreise in einem Inertialsystem befindet, muss er im Moment der Richtungsumkehr sein Bezugssystem wechseln. Für den anderen, auf der Erde verweilenden Zwilling ändert sich durch die Richtungsumkehr des reisenden Zwillings hingegen nichts - er verbleibt in seinem Inertialsystem.
Korrekterweise müssen wir also drei Bezugsysteme betrachten, wie das folgende Minkowski-Diagramm zeigt. Für das Raumschiff wurde dabei die Geschwindigkeit v = 0.6 c angenommen, sodass der Faktor für die Zeitdilatation und die Längenkontraktion 0.8 beträgt. Das Ziel des reisenden Zwillings liegt 3 Lichtjahre von der Erde entfernt.

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Im obigen Diagramm sind die Weltlinien der Uhr auf der Erde (grün) und jener im Raumschiff (rot) eingezeichnet. Die strichlierten roten Linien sind Linien der Gleichzeitigkeit aus der Sicht des Raumschiffs (Parallele zur Raumachse des jeweiligen Bezugssystems) und beantworten für den reisenden Zwilling die Frage: "Wie spät ist es jetzt auf der Erde?"
Aus der Sicht des Zwillings auf der Erde sind für den Hin- und Rückflug jeweils 5 Jahre nötig. Aus seiner Sicht ist der reisende Zwilling nur um jeweils 5 · 0.8 = 4 Jahre gealtert. Der reisende Zwilling erklärt seinen geringeren Zeitbedarf damit, dass sich die Entfernung zum Reiseziel wegen der Längenkontraktion auf 3 · 0.8 = 2.4 Lichtjahre verkürzt hat.
Da aus seiner Sicht die Zeit auf der Erde langsamer vergeht als im Raumschiff, scheinen auf der Erde unmittelbar vor seiner Ankunft auf dem Stern erst 4 · 0.8 = 3.2 Jahre vergangen zu sein. Aus der Sicht des Zwillings auf der Erde tritt das Ereignis der Ankunft auf dem Stern jedoch erst 1.8 Jahre später ein.
Durch den Wechsel des Inertialsystems während der Umkehrphase verschiebt sich aber jetzt die Wahrnehmung des reisenden Zwillings bezüglich des auf der Erde "gleichzeitigen" Ereignisses um 3.6 Jahre und löst dadurch den Widerspruch auf. Die durch die schwarze Strecke gekennzeichneten Ereignisse auf der Erde treten also niemals im "Jetzt" des reisenden Zwillings auf.
Zusammen mit weiteren 3.2 Jahren auf dem Rückweg sind also auch aus der Sicht des reisenden Zwillings auf der Erde insgesamt 10 Jahre vergangen, während er selbst nur 8 Jahre älter geworden ist.


Literatur:
Höfling, Oskar: Physik - Lehrbuch für Unterricht und Selbststudium, 15. Aufl., Ferd. Dümmlers Verlag, Bonn 1987
Westphal, Wilhelm H.: Physik, 25./26. Aufl., Springer-Verlag, Berlin · Heidelberg · New York 1970
Gerthsen, Christian / Kneser, Hans Otto / Vogel, Helmut: Physik, 14. Aufl., Springer-Verlag, Berlin · Heidelberg · New York 1982
Tipler, Paul A. / Mosca, Gene: Physik für Wissenschaftler und Ingenieure, 6. Aufl., Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2009
Dobson, Ken / Grace, David / Lovett, David: Physics, Published by HarperCollinsPublishers Limited, London 2002
Schreiner, Josef: Lehrbuch der Physik 1. Teil, 2. Aufl., Verlag Hölder-Pichler-Tempsky, Wien 1969
Schreiner, Josef: Lehrbuch der Physik 2. Teil, 1. Aufl., Verlag Hölder-Pichler-Tempsky, Wien 1964